

Aphrodite ist als Non Binary Industrial-Techno-DJ im Raum Frankfurt bekannt. Als Kunstfigur und Model begibt sich Aphrodite alias Sari Hussein im weiten Feld der Technokultur. Die musikalische Leidenschaft für Techno und das verbundene Freiheitsgefühl verkörpert Aphrodite überzeugend in Form von lebhaften Perfomances und Persönlichkeit. Die ekstatische Musikauswahl unterstreicht den Drang der heutigen Zeit neuen Denkkulturen einen Raum zugeben. Lieben & Leben lassen.

Was entfachte deine Leidenschaft für die elektronische Musik? Und in welche Facette findest du dich wieder?
Aphrodite:
Meine alle ersten Raves (feiern überhaupt) waren Goa und psytrance festivals in der Heimat, dort habe ich die elektronische Musik zum ersten Mal erlebt. Dort habe ich vor allem gelernt, dass Selfexpression eine wichtige Rolle in der elektronischen Musik spielt. Die Musik wird oft als ein Medium betrachtet, um Emotionen, Gedanken und Gefühle auszudrücken, die Worte allein nicht erfassen können. Die Menschen können sich durch die Musik identifizieren, ihre Individualität ausdrücken und eine tiefere Verbindung zu sich selbst und anderen herstellen.
Als DJs und Künstler habe ich die Möglichkeit, das Publikum mit meiner Musik und Performance zu lenken und zu beeinflussen. Somit könnte ich eine einzigartige Atmosphäre schaffen, die das Publikum mitreißt und eine kollektive Energie erzeugt. Dieses Erlebnis kann sowohl für mich als auch für das Publikum fesselnd sein, da es eine gegenseitige Interaktion und ein gemeinsames Erleben schafft.
Modetrends sind seither ein wichtiger Ausdruck einer Jugendkultur. Aktuell stehen die 90er / 00ler Jahre modisch im Fokus. Welche Rolle spielt Mode in der heutigen Technokultur für dich? Ist die Kreativität vergangen?
Aphrotite:
Der Wandel ist eine immerwährende Sache. Wir lassen uns immer wieder von früheren Ären oder Künstlern inspirieren, aber irgendwie finden wir auch einen Weg, moderne Elemente einzubauen. Ich persönlich würde sagen, dass ich manchmal von den Beats der 90er Jahre inspiriert bin, weil ich Hardeeeeer spiele. Den Techno der 90er Jahre mit dem Dnb und dem Harttechno dieser Zeit verbinde.
Aber ich versuche auch, andere Elemente einzubauen, wie zum Beispiel zufällige Voiceovers meiner Freunde, die für mich eine Art Erinnerung darstellen und einen persönlichen Vibe in meine Sets bringen. Nachdem ich nun schon eine Weile in der Szene bin, habe ich viele Veränderungen in der Szene miterlebt. Ich finde, dass die Szene sehr an Popularität gewonnen hat, aber nicht unbedingt an Inklusivität* und Akzeptanz, was für mich das Wichtigste ist. Es ist nicht wichtig was du anziehst sondern was du ausstrahlst. Be original not a copy hihi.
*Inklusivität ist ein Konzept, das sich auf die Integration und Akzeptanz von Vielfalt bezieht. Es bezieht sich auf die Schaffung einer inklusiveren Gesellschaft, in der jeder Mensch unabhängig von seiner Herkunft, Religion, Geschlecht, sexuellen Orientierung, Alter, Behinderung usw. gleiche Chancen und Rechte hat.
Was brachte dich zum DJ-ing?
Aphrodite:
Ich komme aus einem musikalischen Haus und Kultur und Musik hat mich immer interessiert. Dort habe ich sogar gesungen, aber aufgehört habe als ich in Deutschland war. Dies hat eine Leere in meine Seele gelassen. Ich war immer auf Techno Partys als Gast und hatte die Chance viele DJs kennenzulernen, die meine Leidenschaft zu Musik wieder aufgeweckt haben.
Irgendwann habe ich meine Freunde in Marburg im Kollektiv(e) Schieflage bei der Gründung des Kollektivs und in der Organisation von Partys unterstützt. Dort durfte ich zum ersten Mal DJing ausprobieren und ist jetzt ein Teil meines Lebens geworden. Mit meiner Musik habe ich in der Marburger-Technoszene etwas Neues eingebracht. Die Leute fahren drauf ab, als hätten Sie nur drauf gewartet. Das hat mir ermöglicht meine Leidenschaft mit anderen zu teilen und Menschen durch Musik zu bewegen.
Das DJing ermöglichte mir eine direkte Verbindung zum Publikum. Durch meine Musikauswahl und Performance kann ich eine emotionale Resonanz beim Publikum erzeugen. Die Fähigkeit, Menschen zusammenzubringen, sie glücklich zu machen und eine unvergessliche Erfahrung zu bieten, das ist meiner Meinung nach das Wichtigste was ein DJ anbieten kann.
Welche Punkte siehst du in der aktuellen Szeneentwicklung kritisch und besonders positiv?
Kritische Punkte in der Szeneentwicklung können sein:
1. Kommerzialisierung:
Einige Menschen in der elektronischen Musikszene sehen eine wachsende Kommerzialisierung als kritisch an. Wenn bestimmte Genres oder Veranstaltungen zu Mainstream werden, kann dies zu einem Verlust der ursprünglichen Underground-Kultur und ihrer Werte führen.
2. Gentrifizierung:
In einigen Städten können steigende Mieten und der Druck auf Veranstaltungsorte zu einer Verdrängung von Clubs und der Einschränkung des Nachtlebens führen. Dies kann negative Auswirkungen auf die Vielfalt und Authentizität der Szene haben.
3. Überwachung und Regulierung:
Strengere Sicherheits- und Regulierungsvorschriften können dazu führen, dass Veranstalter mit höheren Kosten und bürokratischen Hürden konfrontiert sind. Dies kann sich negativ auf die Organisation von Veranstaltungen auswirken und die Spontanität und Kreativität der Szene einschränken.
Positiv bewertete Punkte in der Szeneentwicklung können sein:
1. Vielfalt und Inklusion:
Die elektronische Musikszene hat sich zunehmend für Vielfalt und Inklusion geöffnet, sowohl in Bezug auf Musikstile als auch auf Menschen aus verschiedenen Hintergründen. Dies hat zu einer positiven Entwicklung geführt, in der mehr Menschen ihre Stimmen und kulturellen Einflüsse einbringen können.
2. Technologische Innovation:
Fortschritte in der Technologie haben es Künstlern und Produzenten ermöglicht, ihre Kreativität weiter auszuleben und neue Klangwelten zu erkunden. Neue Produktionswerkzeuge und DJ-Technologien eröffnen vielfältige Möglichkeiten für die musikalische Entwicklung.
3. Gemeinschaft und Zusammenhalt:
Die elektronische Musikszene hat eine starke Gemeinschaft, in der Menschen mit ähnlichen Interessen und Leidenschaften zusammenkommen. Die Unterstützung von lokalen Künstlern, Veranstaltern und Clubs kann dazu beitragen, eine lebendige und inspirierende Szene aufrechtzuerhalten.RT
Die im September anstehende EP „Skinny Bi*ch“ ist vielschichtig produziert, weist aber ganz gerne Merkmale von Industrialtechno auf. Was war die musikalische Zielsetzung für die EP?
Aphrodite: Wenn man im Team an einer Sache arbeitet, muss man auch ein- und zurückstecken können. Wenn man nicht in der Lage ist, sich auf andere Menschen einzulassen und einen gemeinsamen Nenner zu suchen, kann man es gleich sein lassen. Mit Pancha Karma habe ich mich auf dieser Welle der Zusammenarbeit geeinigt, und es funktioniert wunderbar. Während der ersten Jam-Sessions war uns klar, dass der Sound nur noch die richtige Form zu einem Song braucht. Es entstand eine Idee und Vision zur EP, aber seit gespannt was folgt.
Redakteur Tim Weissbach






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