Es regnet in Strömen als sie sich aus der dunklen U-Bahn Station die Treppen hoch ins Licht schleppt. Ihr ist kalt und ihre Laune hat einen unvorstellbaren Tiefpunkt erreicht. Die Kapuze ihres Oversizehoodies zieht sie tief ins Gesicht, um sich vor den neugierigen, abwertenden Blicken der vorbeiziehenden Pendler zu schützen, die mit grauen Anzügen und Aktentasche gehetzt versuchen die erste Bahn des Tages zu erreichen. Wenn sie die Augen schließt, kann sie immer noch die Töne und Farben der letzten Nacht schmecken. Bunte Scheinwerfer, laute wummernde Bässe, die ihr Energie gegeben haben – ihren Körper mit Freude durchfluteten.

Jetzt ist von alldem nichts mehr da. Die letzten Stunden erscheinen wie eine Art Traum, ein leichter Ausweg der Gesellschaft zu entfliehen – gepaart mit einem guten Stück Rebellion. Es ist ein Gefühl, das Raver verbindet. Ein Leben, das fern allgemeiner Werte existiert: in Bunkern, alten Hütten, unterm Sternenhimmel. 

Für jeden der nicht weiß, was damit gemeint ist, hier die Gebote, die nicht genannt und trotzdem gelebt werden.

1 – Heimkommen, wenn Andere aus dem Haus gehen

Wer schon öfter auf Raves war, weiß: Gegen Null Uhr – dann wenn in normalen Clubs bereits die ersten Taxis für den Heimweg vorfahren – geht es auf Raves erst richtig los! Die Stimmung erreicht so langsam ihren Peak. Die Musik und die Menschen werden immer zügelloser, es wird exzessiv getanzt, jeder lebt den Moment. Und innerhalb von einem Wimpernschlag ist es auch schon so weit: Die ersten Vögel fangen an zu zwitschern und es wird langsam Tag. Die vergangene Nacht fühlt sich an als wäre sie nie passiert. Auf dem Heimweg kann es gut möglich sein, dass du den ersten Frühaufstehern entgegenkommst, die motiviert einen morgendlichen Spaziergang antreten. Aber no joke: Du hast dein Ausdauertraining ja bereits hinter dir.

2 – Thema Kleidung: Stay True

Funktional sollte es sein! Etwas, worin du dich zum Einen wohl fühlst und zum Anderen keineSchweißausbrüche bekommst. Gerne gesehen ist die sehr dominante Farbe schwarz, jedoch ist ein Paradiesvogel auch immer willkommen auf jeglicher Art von Raves.

Die Erfahrenen und Besonnenen unter uns verzichten auf Highheels, denn – jetzt mal ganz ehrlich – wer möchte sich schon gerne beim Abfeiern die Knöchel brechen und mit verdrehtem Bein heimhumpeln. Dann ist erstens die anschließende After versaut und zweitens dauert die Genesungszeit mehrere quälende Wochen, ohne die Aussicht schon am nächsten Wochenende wieder auf einen Rave gehen zu können.

3 – Blick Richtung DJ

Es gibt nichts, das lästiger ist, als flirty Betrunkene auf dem Dancefloor. Stell es dir einmal bildlich vor: Du tanzt verträumt, fühlst mit geschlossenen Augen die Musik, den Oberkörper

Richtung DJ gerichtet, und plötzlich spürst du noch etwas anderes sich – im oder aus dem Takt – von hinten an dich anbahnen. 

Leute, bitte lasst es einfach! Es ist ungeschriebenes Gesetz, dass Techno Partys in erster Linie dazu da sind, um die Musik, die man so liebt, zu feiern, und nicht um sich durch flache Anmachsprüche das Ego zu pushen. Raver sind tatsächlich zu 99 Prozent wegen der Musik (und der Drogen) da und nicht um sich volllaufen zu lassen und sabbernd „call me maybe“ zu schreien. Wenn du eine gute Unterhaltung haben willst, ist der Raucherbereich auf einem Rave dein Freund. Hier darfst du dann der Person, die dir schon auf dem Dancefloor aufgefallen ist, ein Kompliment machen.

4 – Voraussschauendes Essen

Bei einem Rave wird dein Körper durch stundenlanges Tanzen ganz schön entkräftet. Daher ist es essenziell in Form von Vitamin-Tabletten oder Elektrolyten, wie einer Banane, am nächsten Morgen Nährstoffe wieder reinzuholen.

Es wird dir außerdem noch tagelang großen Unmut bescheren, wenn du deinen Lieblingstrack verpasst, nur weil du auf allen vieren vor einer zerbrochenen Kloschüssel in einer mit Stickern und Schriftzügen tätowierten Kabine hängst und dir die Seele aus dem Leib kotzt. 

Sei schlau, iss vorher etwas, das gut im Magen liegt.

Vermeide Speisen und Getränke mit zu viel Säure – dein Magen wird es dir danken!

5 – Sonnenbrille und Handtuch nicht vergessen

Wer kennt es nicht, man trifft seine alte Freundin Emma im Club, unterhält sich gut mit ihr, läuft noch voll aufgeladener Gehirnzellen aus dem Club… und BAM… die Augen werden gefühlt von der Sonne gegrillt. Ist es wirklich schon 10 Uhr? Man! Voll die Zeit vergessen. Um eine Situation wie diese zu vermeiden, denk einfach daran immer eine Sonnenbrille im Gepäck zu haben. Lässt sich easy verstauen und wird dir den Morgen versüßen. Und übrigens können auch die Lichter im Club eine Herausforderung für die Augen sein.

Das nächste Level unter den Professionellen ist dann auch noch Platz für ein Handtuch zu finden. Denn bei einem Rave kann es schonmal heiß her gehen. Da ist ein kleines Handtuch ein absoluter Retter, wenn der Schweiß schon von der Decke tropft.

6 – Keine Fotos & Videos mit Blitz

Natürlich gibt es nichts Schöneres als sich die durchlebte Nacht ein paar Tage später noch lachend mit Freunden ins Gedächtnis zu rufen. Die Aufnahmen sind aber auch wirklich gut geworden! Es ist generell absolut kein Problem in Form von Bilder oder Videos die Nacht festzuhalten, aber du solltest darauf achten, dass dein Blitz ausgeschaltet ist! Und, dass du auch wirklich nur die Menschen filmst, die das auch wollen! 

Es ist sehr belästigend, wenn man, voll in seinem Modus, abgehen möchte und einem dann der Blitz frontal ins Gesicht gehalten wird. 

Oder wenn man ein paar Wochen später ein Bild im Instagram Feed angezeigt bekommt, auf dem man sich in einer nicht vorzeigefähigen Lage in der Ecke des Bildes rumtreibt. Nicht cool… Das sieht dein Arbeitgeber übrigens ähnlich!

7 – Nur wer steht, tanzt scheiße

Du musst auf keinen Fall den coolsten Moon Walk oder Shuffle raushauen. Und den Gangnam Style kannst du getrost in 2012 lassen… 

Tanz einfach so, wie du dich fühlst und lass dich von der Musik treiben. Der Rest entwickelt sich dann von ganz alleine. Wenn du gelangweilt mit deinem Bier in der Ecke rumstehen möchtest, mach das, aber bitte nicht auf dem Dancefloor! Dafür kannst du in den Raucherbereich oder hinter die Crowd gehen. Und wenn du wirklich unter fehlendem Rhytmusgefühl leidest, stampf einfach ein bisschen auf der Stelle. Das geht immer!

8 – Wenn jemand Übertrieben hat, wird geholfen

Es kann schon mal vorkommen, dass du dich mit dem Konsum jeglicher Art verschätzt. Falls du merkst es geht dir oder einem Freund oder irgendeinem anderen Raver nicht gut: Zeig der Person, dass du da bist und dass sie nicht alleine ist! Das hilft oftmals schon ungemein. Geht an die frische Luft oder abseits von den Menschenmassen, um ungewollten, neugierigen Blicken aus dem Weg zu gehen. Vielleicht hast du ja zufällig einen Müsliriegel oder etwas Zuckerhaltiges in der Tasche! Wasser tut aber auch seinen Zweck. Falls du merkst die Situation wird kritisch, bitte das Clubpersonal um Hilfe! Die sind auf Situationen dieser Art vorbereitet und können Dir und Euch weiterhelfen. Scheut Euch niemals davor im Ernstfall Hilfe zu rufen!

9 – Jung, dynamisch, hydriert durch die Nacht

Du gehst gerade richtig ab auf der Tanzfläche und bemerkst wie dein Mund ganz trocken wird:

Trinken ist jetzt angesagt! Du drehst dich nach rechts und links. Keiner deiner Freunde ist in der Nähe. Plötzlich hält dir eine super lieb aussende Person mit strahlenden dunklen Augen ihre Wasserflasche unter die Nase. ,,Haste Durst“, fragst sie dich und lächelt dich dabei weiter an. Und genau das ist eine dieser Situationen in der du dich fragen solltest: Sind die Augen dieser Person wirklich so dunkelbraun, oder kann man da vielleicht doch einen ganz feinen blauen Rand erkennen? Ist das wirklich nur Wasser?

In so einem Fall: Frag einfach! Es gibt nichts Erschreckenderes als wenn du einen großen Schluck des vermeintlichen Durstlöschers nimmst und dich ein paar Minuten später zum Aufbruch in ferne Galaxien bereit machst. Oftmals ist es am sichersten, wenn du dir einfach ein Wasser an der Theke kaufst. Um Geld zu sparen, kannst du die Flasche immer auf der Toilette (falls gegeben) auffüllen.

10 – Don’t be toxic

Das Beste und Wichtigste kommt bekanntlich immer zum Schluss.

Ein Rave ist ein Ort, an dem Menschen unterschiedlichster Art in Freiheit und ohne Diskriminierung zusammenkommen, um den Augenblick zu zelebrieren. Niemand darf wegen der Hautfarbe, der Sprache, der Herkunft, des Geschlechts, der Sexualität, seines Aussehens oder seiner Art zu tanzen diskriminiert werden!

Ein Rave ist ein Safe Place. Zerstöre diesen nicht!

Autoren: Johanna März, Melissa Wagner

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